Das GENUSS.Magazin befragte Österreichs Weinbauern, wie sie die Coronakrise meistern.
Das aktuell kühle Wetter hilft nicht nur, die Ausgangsbeschränkungen besser durchzusetzen, weil die Lust auf Aufenthalte im Freien sinkt. Für die Weinbauern bringen die tiefen Temperaturen – ganz im Gegensatz zu den Obstbauern – sogar Beruhigung, da sich die Entwicklung der Rebstöcke abbremst, was die Gefahr von Frostschäden verringert. Wie gehen Österreichs Winzer mit der Situation in Woche zwei der Schließung aller Gastronomiebetriebe um?
Sepp Reumann © Weingut Reumann
Josef und Maria Reumann vom gleichnamigen Weingut in Deutschkreutz im Mittelburgenland sind dafür bekannt, viel auf Achse zu sein und ihre Weine in der Gastronomie persönlich zu präsentieren. Jetzt sind sie zum Daheimbleiben gezwungen, „aber wenigstens komme ich einmal zum Lesen der ganzen Weinmagazine“, sagt Josef Reumann. Generell wirkt er entspannt: „Für uns sind die ersten Monate gut gelaufen, aber natürlich fehlt uns der Absatz in den Skigebieten. Dafür kann ich jetzt etwas von den Weinen zurücklegen und im Keller reifen lassen, denn das wird immer mehr nachgefragt.“ Über den Online-Shop läuft der Absatz „überraschend gut, aber vor allem nach Deutschland. In Österreich beliefern wir ja hauptsächlich den Fachhandel und die Gastronomie. Es gab die Überlegung, es im Lebensmittelhandel zu versuchen, aber da müssen wir sehr genau abwägen, unsere erfolgreiche Strategie nicht kurzfristig zu opfern.“ Seine beiden Angestellten können noch problemlos mit Sondergenehmigung einreisen, aber „da ich jetzt zu Hause bleiben muss, kann ich auch viel selber in den Weingärten machen. Wir sind ja nicht so groß, dass wir viel Personal bräuchten, das ist nun sicher ein Vorteil. Und wichtig: wir sind schuldenfrei, weil wir die großen Investitionen schon vor einigen Jahren gemacht haben. Daher bin ich zuversichtlich für unseren Betrieb.“
©Ein Artikel von Alexander Lupersböck | GENUSS.Magazin | 25.03.2020