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Weinreise Südtirol | Tag 2

Tag 2

  • Ansitz Waldgries, St. Magdalena
  • Weingut Nusserhof, Bozen
  • Ansitz Dolomytos Sacker, Ritten

Angekommen im Ansitz Waldgries, einem Jahrhunderte alten Anwesen im malerischen Weindorf, St. Magdalena dürfen wir die tollen Skulpturen im Hof des Weingutes bewundern. Hier spielt Kunst eine große Rolle, bis in den Weinkeller sind hier Gemälde und andere Kunstwerke zu sehen. Aber das historische Gebäude und die gleich daneben gelegenen Weingärten sind für uns nicht weniger beeindruckend als die Schätze des Besitzers. Die Rebfläche beträgt 9 ha und ist mit Sorten wie Weißburgunder, Sauvignon Blanc, Vernatsch, Lagrein und dem sehr seltenen Rosenmuskateller (Süßwein) bepflanzt. Hier werden pro Jahr etwa 90 000 Flaschen Wein produziert. Hauptsächlich werden hier, anders als im gar nicht allzu weit entfernten Kaltern, Rotweine gekeltert (80%).
Wir gehen ein paar Schritte und stehen schon fast in einem der Weingärten des Betriebes. Diese befinden sich direkt neben dem Weingut. Gerne besuchen Touristen hier den Weinweg „Zeit im Waldgries“, der zu einem Aussichtspunkt führt, von dem man einen wunderbaren Blick auf die Stadt Bozen mit St. Magdalena, Rentsch und die Schlösser Kampenn und Karneid hat. Auf dem 600 m langen Weg erfährt man Wissenswertes über die Lagen, das Klima, Weinbergarbeiten, Anbau und Kultur. Leider hatten wir aufgrund des straffen Zeitplans keine Zeit für eine kleine Wanderung. Nach einem Besuch im Weinkeller dürfen wir auf einem großen Holztisch im Verkostraum Platz nehmen.
Einer meiner Lieblingsweine ist „Lagrein DOC 2022“, der im großen Holzfass ausgebaut wurde und im Duft an Weichseln, dunkle Waldbeeren und Schokolade erinnert. Mir gefällt sein angenehmes, samtiges Tannin. Mein zweiter Lieblingswein ist „Lagrein Mirell 2021“. Mirell ist ein historisches Portrait einer Dame, das im Familienbesitz des Ansitzes ist und dem Wein auch seinen Namen gibt. Für diesen Wein werden nur die besten Lagrein Trauben verwendet und er besticht durch seine Eleganz. Er ist saftig, seidig, hat einen guten Druck und eine sehr angenehme Säure.
Kurz möchte ich noch den Rosenmuskateller vom Jahrgang 2022 erwähnen. Wir sind zwar keine Süßweintrinker, fühlen uns aber sehr geehrt, diese Rarität verkosten zu dürfen. Der Besitzer, Christian Plattner, genießt ihn am liebsten zu Mohnstrudel und Lebkuchen, was wir uns auch sehr gut vorstellen können.
Verkostungsweine am Weingut Ansitz Waldgries: 9

Zu Mittag essen wir mit unseren Weinfreunden und der Familie Mayr (Gloria und ihren lieben Eltern, Elda und Heinrich) im Feinen Eckl, auf der Schartner Alm. Zu einem grandiosen Menü von Jakob Eckl, dem Neffen von einem unserer Reiseleiter (Paolo Tezzele) gibt es eine feine Sektbegleitung von der Sektkellerei Arunda. Wir sind begeistert!

Wir besuchen als nächstes den Nusserhof, ein kleines Weingut mitten in Bozen. Gloria Mayr führt das seit 1788 bestehende Weingut. Es wurde 1994 biologisch zertifiziert und hier werden Trauben von einer 4 ha großen Rebfläche ausschließlich autochthoner Rebsorten vinifiziert. Ein Teil der Weingärten befindet sich rund ums Weingut. Hier wächst auch der Blatterle, eine historische Weißweinrebsorte. Die Rebsorte ist aufgrund rückständiger Regularien nicht als Weißweinsorte zugelassen und gilt daher als Vino Bianco. Wir erfahren also was es mit dem geheimnisvollen Etikett auf sich hat: „B . .  t e . . e“ à Blatterle 😊
Gloria weiß als Leiterin des Weingutes über alle Geschehnisse im Keller und Weingarten Bescheid und erzählt uns ganz bescheiden, dass einige ihrer Weine meist schon vor Verkaufsstart ausverkauft sind.
Wir verkosten aktuelle Jahrgänge, wobei die meisten leider nicht mehr erhältlich sind. Gloria lässt uns ihren Wein „Gloria Vino Rosso“ vom Jahrgang 2012 kosten – mein Lieblingswein. 60 bis 80 Jahre alte Reben, sehr geringer Ertrag, 100% Ganztraubenvergärung, Ausbau im Holzfass über 30 Monate. Ein sehr komplexer Wein mit Frucht und Würze, einem feinen Tannin.
Verkostungsweine am Weingut Nusserhof: 8

Gestärkt machen wir uns auf den Weg zur letzten Station des Tages: Ansitz Dolomytos Sacker – ein Weingut auf 500 Metern Höhe!
2013 erwarb der Vater von Bruni, der Besitzerin des Weingutes das Anwesen bei einer Versteigerung. Zwischen 1998 und 2009 wurde es von Prof. Dr. Rainer Zierock, Professor der griechischen Mythologie und Agrarphilosophie, nach seinen Ideen kreiert. Sämtliche Umbauten und Einrichtungen wurden nach dem Fünf-Elemente-Prinzip der Lehre Rudolf Steiners ausgerichtet. Das Pentagon (fünf Elemente, fünf Ecken) und Panta Rei („alles fließt“) prägen die Philosophie dieses besonderen Weingutes. Ab 2017 starteten die aktuellen Besitzer mit dem Weinverkauf. Es werden zurzeit 7000 bis 8000 Flaschen produziert. Dabei verfolgen Bruni und ihr Sohn, der bei unserer Ankunft gerade durch die Weingärten am Weingut düst, eine klare Strategie: alle Weißweine werden 2 Jahre im Fass ausgebaut, alle Rotweine 3 Jahre – sie möchten den Weinen Zeit geben, um zu ermöglichen, sie in ihrer besten Form genießen zu können. Beeindruckendes Anwesen, beeindruckende Frau, beeindruckende Geschichte – wir sind auf die Weine gespannt!
Wir verkosten in einem gemütlichen Verkostungsraum. Die Weine sind sehr spannend und vielseitig. Meine Favoriten sind „Dolomytos 2018“ (weiß) – exotisch, leichte Petrolnoten, Mandarine, Karamell – und von den Rotweinen „SACKER ROT 2016“ und „Skythos 2016“ (beides Cuvées).
Am Ende der Verkostung öffnet die Besitzerin, Bruni noch eine kleine Flasche „Eis Klimatos“ für uns. Dieser Wein, der an einen nussigen Rum erinnert, wurde nach Jahren in einem Fass am Weingut gefunden und exklusiv für die Familie in kleine Flaschen gefüllt. Scheinbar hatte der Vorbesitzer den Wein vor längerer Zeit in ein Fass gefüllt und das Fass geriet in Vergessenheit. Es stand eine Zeit lang im Freien und war unterschiedlichen Temperaturen ausgesetzt. Keiner weiß so recht, was mit dem Wein passiert ist und was er über die Jahre so erlebt hat. Sehr spannend und eine Ehre, ihn verkosten zu dürfen.
Verkostungsweine am Weingut Ansitz Dolomytos Sacker: 8

Am Abend werden wir noch von unserem Freund Paolo in seinem Domizil empfangen. Ein großer Tisch ist für uns gedeckt: feinster Käse, Speck, eingelegtes Gemüse, Oliven, unterschiedliche Brote und dazu eine Gewürztraminer Verkostung! Ein wunderschöner Abschluss eines aufregenden Tages geht zu Ende.
Übernachtung im Hotel Raffl.

Zu Tag 3